Donnerstag, 12. September 2013

In eigener Sache:

Ich bastele gerade an einem privaten Blog.
Scheint mir angemessener-

Wer eingeladen werden möchte, poste bitte seine Mailadresse unter diesen Eintrag. Merci!

Donnerstag, 5. September 2013

Wer weiß.

"Wir sehen die Dinge nicht so, wie sie sind, sagte er sich, wir sehen sie so, wie wir sind. Wir benennen Dinge, manchmal falsch. Unser Auge spielt uns Streiche. Wir sitzen in Räumen und fühlen uns nicht gut. Unsere Trauer kommt mal zu früh, mal zu spät. Die Räume fühlen sich wie etwas Äußerliches an, sind es aber nicht."

Sam Byres - Idiopathie. Ein Roman über Liebe, Narzissmus und kranke Kühe

Dienstag, 3. September 2013

Les choses de la vie.

Mit zeitloser Gier klaube ich ein Paper aus der blauen Pappkonstruktion und drehe in Sekundenbruchteilen ein Zigarettchen. Nach kratzigen ungarischen Nuttenstängeln und in Verarbeitungsqualität und Geschmack sehr stark variierenden Joints erfreue ich mich umso mehr an meinem beständigen L&M-Kleinod aus ehrlicher Handarbeit. Der erste Zug füllt die Lungenflügel mit warmem, weichen Rauch. Mein Herz stolpert ein wenig, graublauer Dunst sickert an Schneidezähnen und halb geöffneten Lippen vorbei in den Raum. Als letzte Drachenflammen aus meinen Nasenflügeln steben setzte ich den Filter bereits wieder zärtlich an die Lippen wie einen geliebten Mund. Inhalieren, schmecken, ausatmen, die Muster in der Luft vor mir betrachten, Drachenflammen, ansetzen, inhalieren. Ich halte den letzten glimmenden Rest zwischen Mittel- und Zeigefinger der linken Hand und beobachte die Asche in ihrem Fall. Meine Hände, meine Bluse, mein Mund, mein Zimmer stinkt nach Rauch. Meine Rauchfinger sind nikotingelb. Ich bin traurig und aufgewühlt und rauche immer weiter, als ob es die Zeit sei, die ich verbrenne und als schwarzen Staub in meinen Lungen absetze.

Montag, 2. September 2013

Nummer fünf und sechs.



Wenn dein Leben so absurd und verstörend ist, dass du darüber nicht einmal schreiben kannst: I wanna shoot my ego down.

Dienstag, 27. August 2013

Brief an Lennard vom 3. Juli, nie abgeschickt.

Lennard,

Ich möchte dir näher sein und zugleich die Faszination, die Fremdheit der Ferne erhalten.
Ich möchte dich verorten können in meinem Leben, ich weiß nur nicht, wo. Angst macht mir meine eigene destruktive Kraft, weil ich glaube dass sie einerseits zu viel offenlegt und damit Raum beansprucht, zum anderen eine andere Sprache spricht und Distanz provoziert, vielleicht auch Wut oder, noch schlimmer, Mitleid.
Ich sehne mich danach, gänzlich erfasst zu werden, das ist eine masochistische Eigenschaft, denn im Grunde genommen weiß ich, wie viel Schmerz aus Nacktheit und Ehrlichkeit geboren werden kann. Eigentlich ist es auch gar nicht erstrebenswert, komplett begriffen zu sein, in jeglicher Facette offen zu liegen. Da ist eine unendliche Neu-Gierde nach allem, was du bist, gänzlich aufgewogen mit Furcht vor Momenten, die ich nicht mitfühlen könnte. Dass Intimität entzaubert, dass Wissen und immer mehr Wissen Zweifel schüren, Fremdheit statt Gemeinsamkeit im Raum stehen könnte – meine grauenhafte Harmoniesucht. Es sind die Kanten und ihre Reibung, die verstören und dann wärmen, das verstehe ich Tag für Tag ein bisschen besser (Danke für deine Gelassenheit).
Meine Ausdauer reicht immer nur bis zum nächsten Morgengrauen, dann muss ich von vorne beginnen. Wie ein Kind, das tagtäglich lernt und neu bewerten muss, zerpflücke ich unsere Welt in kleinste Teilchen und verliere dabei das Gesamtkunstwerk aus den Augen, du kennst das.
Ich will wissen, wer exakt vor mir steht, wessen Stimme ich lausche. Manchmal glaube ich, zu erahnen wer es sein könnte, das fühlt sich sehr schön an. Es macht Mut.
Nie weiß ich, wo ich zu viel bin und wo zu wenig, ich kann dich nur beobachten und Schlüsse ziehen. Dabei will ich keine andere sein, wenn es diese Person ist, die dir etwas bedeutet, nachvollziehen können muss ich es ja nicht. Mal knistert es, mal ist es ein Tinnitus-Pfeifen, mal Stille.
Als ich dir sagte, dass ich dich liebe, habe ich dich gefühlt, dich und das Gesamtkunstwerk Leben. Es war vereinnahmend und berauschend, eine Erfahrung von Nähe und Vertrauen, die ich selten machen durfte. Auch wenn ich nur Ahnungen habe, wer dieser Mann ist, mein Herz wusste es offenbar. Und wer ich bin, ganz kurz, sehr klar. Diese Momente sind unwahrscheinlich rar, ich bin sehr glücklich und dankbar dafür.
Es geht offenbar in Gefühlsdingen immer auch um die großen Fragen der Erkenntnis (ich erkenne dich, du erkennst mich und reflexiv), was ich atemberaubend und fürchterlich zugleich finde. Es ist unheimlich (schön?), Sätze des anderen beenden zu können, weil es Individualität und Einzigartigkeit infrage stellt zugunsten eines undefinierten Gemeinsamen, was ein unschätzbar kostbares Geschenk ist.
Ich habe Angst, sehr sogar. Ich will verstehen können, was dich so zuversichtlich macht, ich will deine Dämonen auf meinem Schoß liegen sehen und in ihrem Blicken lesen. Ich will, dass du mir sagst wie ernst es ist. Nein, ich will es eigentlich nicht hören.
Näher kommen will ich, nicht so nah als dass es den Kokon beschädigt, nicht so nah dass ich zu viel sehen könnte. So weit weg gerade, dass es unergründlich und spannend bleibt; so nah, dass es wetterfest ist. Du kannst mir keine Vorhersagen geben, das erwarte ich gar nicht. Du weißt so viel von mir, ich tue mir schwer mit Grenzen. Ich halte dich für den König der Abgrenzung, manchmal tut es weh, ein ganz kleines Ziehen, vollkommen im Rahmen des Ertragbaren. Du sagst nein und sicherst die Burggräben. Ich wünsche mir, dass du mir mehr vertraust und dich ein- und fallen lässt. Dass du den Raum, den ich dir offeriere, unvoreingenommen betrittst und keine Angst hast. Das braucht Zeit, beiderseitig. Arbeiten und kämpfen und fallen lassen. Genießen. Schweigen. Gedanken berühren.
Du gibst mir sehr viel und es ist ein großes Glück, dich an meiner Seite zu wissen.

Phoebe

Sonntag, 25. August 2013

Singing in the rain.

Wir sind geboren um frei zu sein - Ton Steine Scherben

Digital -Joy Division




Der Beat ist so laut, dass die Ohren schmerzen. Uhrwerk Orange, hochpolitische Diskurse, alte Platten an mein Herz pressen und durch die Stadt rennen.
Am 28.9. kommt mein Tattoo unter die Titten:

"Dionysos bedeutet Identifizierung, Apollon Objektivierung. Dionysos ist Empathie, die sympathetische Emotion, die uns in andere Menschen, an andere Orte, in andere Zeiten versetzt. Apollon ist das unerbittlich Kalte, das Trennende der westlichen Person und des westlich kategorialen Denkens. Dionysos bedeutet Energie, Ekstase, Hysterie, Promiskuität, Emotionalität – Rücksichts- und Wahllosigkeit im Denken und Handeln. Apollon dagegen ist fixe Idee, Voyeurismus, Idolatrie, Faschismus ist Frigidität und Aggressivität des Blicks, die Versteinerung der Objekte."
"Apollon zieht die Grenzlinien, die gleichbedeutend sind mit Zivilisation, aber Stereotypie, Enge, Unterdrückung zur Folge haben. Dionysos ist ungebändigte Kraft, wahnsinnig, rücksichtslos, destruktiv, zerstörerisch. Apollon verkörpert Gesetz, Geschichte, Tradition, die Würde und Sicherheit des Sittlichen und der Form. Dionysos dagegen verkörpert das Neue, ist ebenso begeisternd wie gewalttätig, fegt alles weg, um ganz von vorne anzufangen. Apollon ist ein Tyrann, Dionysos ein Vandale."
Camille Paglia, Die Masken der Sexualität, 127

Mittwoch, 21. August 2013

150 Tage, 62,8kg.

"Irgendwann habe ich geliebt, mit jeder Pore und mit voll triefendem Kitsch und da habe ich aufgehört zu denken. Was für eine Befreiung. Denn es war nicht nur Reflex, es war plötzlich implodieren und weich werden. So weich, dass ich immer nur lächeln konnte, denn ich habe nichts mehr gespürt, außer mich selbst zerfließen", sagt Helene Hegemann.
  Da ist diese samtige Rose in meiner Hand und the smell of your neck. Irgendwann versiegen meine Tränen und ich bebe nur noch an deiner Brust, zähle deine Stirnfalten und weiß, dass du die drei verbotenen Worte gesagt hast. Indirekt gesagt. Ich bin ganz ruhig mit einem Schlag, nur mein Kopf stürmt voran in den nächsten Tag, es juckt unter meinen schweren Haaren, du schließt die Augen. Eigentlich ist es zum Weinen. Keiner ahnt, was es bedeutet, Tag für Tag aufzuwachen und ich sein zu müssen, pathologisch und ohnmächtig und getrieben. Ich habe J. einmal geschrieben: "Nicht Sehnen ist Mangel. Das Ende des Sehnens ist Mangel", und mich ängstigt, dass ich Recht gehabt haben könnte. Das Schlimmste ist nicht mal, den Faden zu verlieren und kopflos durch die hellen Stunden zu rennen, das Schlimmste ist nicht verorten zu können, wonach ich sehn-süchte. Nach nichts, dass ich besitzen kann, nicht mehr, und das macht mich wütend und traurig.




Tip Tapping - Dillion auf Repeat, die ganze Nacht...

Sonntag, 18. August 2013

"Dreißig ist das neue Zwanzig, der Mann ist die neue Frau, Freiheit ist das neue Gefängnis und reich ist das neue schlau..."

Es war wunderschön.

Mein erstes Therapiegespräch nach den Ferien (ihren Ferien, nicht meinen) war ermüdent. Zahnfleisch tut weh. Mit abgekauten Fingernägeln in schorfigen Wunden bohren und sie danach ablecken - Style. Mit tonnenschwerer Reisetasche durch die Stadt rennen, Kaffee mit Penny, Fernbus. Leipzig am Abend, Harry Potter zitieren, schlafen wie ein Stein, Songs im Kopf, Alkohol im Herzen, lautlos atmen über aufgeheiztem Stein. Rückfahrt. Kokosmilch-Curry und A Beautiful Mind mit ihm.
Ich schlage meinen Freund versehentlich mit dem Handtuch bei dem Versuch, einen Haarturban zu binden. "Das war die Rache für vorhin". - "Das nennt man Quickie, Liebste." - "So was gibt es in meiner Welt nicht.", wir lachen und ziehen uns an. Ich bin wahnsinnig frustriert und armselig, meine Haare duften nach Nüssen und Sommer, es regnet, ich verliere die Balance.